ORF texts about Tonga.Online - "Entwicklungshilfe aus dem Big-Blue-Van"

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Entwicklungshilfe aus dem Big-Blue-Van

 Einst besiedelten die Tonga die Ufergebiete des Zambesi in Zimbabwe und Zambia. Sie nutzten die reichen Fischgründe und den fruchtbaren Schlamm des Flusses als Fischer und Bauern. Vor etwa 40 Jahren wurde der Kariba-Staudamm errichtet, ganz Zimbabwe profitiert seither von der dort gewonnenen Elektrizität. Die Tonga wurden damals gezwungen, in eine Halbwüste umzusiedeln, wo gerade noch Hirse und Mais gedeihen. Elektrischer Strom ist bis heute nicht in ihre Hütten eingezogen.

Image Gedränge vor den Computern

Siachilaba ist eine Art Versorgungsstation an der abgelegenen Straße nach Binga. Zwei Geschäfte, ein Fischmarkt, eine Bierhalle, zwei gemauerte Wohnhäuser und seit kurzem eine Telefonzelle. Hier strömen die Menschen aus den weit in der kargen Landschaft verstreuten Compounds zusammen und hier machte auch der Big-Blue-Van für ein paar Tage Station.

Der über die Weltbank finanzierte LKW bringt zehn Computer in die Dörfer im Busch. Zwei Instruktoren zeigen den wissensdurstigen Menschen, wie ein Mausklick funktioniert, wie man am PC schreibt und - wenn die Leitung funktioniert - was das World-Wide-Web so alles zu bieten hat.

"Sie haben zwar keine Kreditkarte, aber sie wissen jetzt, was sie damit alles übers Net kaufen könnten", sieht Chabulani Chirida seine Mission als Instruktor ironisch. Das Gedränge im Big-Blue-Van ist unvorstellbar. Nicht nur die Jungen, auch alte Frauen sitzen mit ihren für die Tonga typischen blubbernden Wasserpfeifen vor den Bildschirmen. Man glaubt ihnen, dass sie soeben ihre Zukunft in die Hand nehmen.

Image Kulturelle Entwicklungsarbeit

"Wir können die Revolution des Papiers überspringen und gleich das Zeitalter des Internet betreten", sagt der zimbabwische Minderheitenaktivist und Komponist Keith Goddard, der die Musik der Tonga international und besonders in Österreich bekannt gemacht hat. "Das Computer-Projekt wird Elektrizität an die Schulen und zusätzliche Telefonleitungen in die Region bringen."

Die österreichische Projektgruppe hat eine breite Basis: Künstler wie Sabine Bitter und Helmut Weber engagieren sich als Web-Designer für mulonga.net, das Linzer BRG Auhof unterstützt die technische Aufrüstung der Partnerschulen im Tonga-Gebiet und auch die österreichische Entwicklungszusammenarbeit agiert über die Organisation Horizont 3000 nicht nur in ihrem Hauptbereich, der Kleinbetriebsförderung, sondern auch auf kulturellem Gebiet. Denn: "Human beings are more than bodies with stomachs to feed." (Keith Goddard)

Selbstdarstellung via Internet

Die Internet-Center an den Schulen in Siachilaba und Binga werden nicht nur die Ausbildung von rund 1500 Schülern sprunghaft verbessern und den Menschen am Kariba-See Gelegenheit bieten, ihre Musik und ihre hoch entwickelten Flechtarbeiten zu vermarkten, das Internet wird den Tonga vielmehr eine Stimme geben und einer bisher fast vergessenen Minderheit die weltweite Selbstdarstellung ihrer Kultur über eine eigene Homepage ermöglichen. In der politischen Krise, die Zimbabwe derzeit erschüttert, könnte das überlebenswichtig werden.